Entwicklung des Ringsportes

 

Der Ringkampf ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Die Vorläufer des sportlichen Ringkampfes sind im Verhalten der Männer in der Urgesellschaft zu suchen, in der die Sicherung des Lebensunterhaltes von der Fähigkeit abhängig war, im Zweikampf zu bestehen. In dem Bestreben, sich durch Raufen und Ringen für den Kampf gegen die Natur zu rüsten, liegen die Wurzeln der Zweikampfsportart Ringen. Solche ursprüngliche Formen des Ringkampfes sind noch heute bei den Naturvölkern wie den Eskimos, Südseeinsulanern, den südamerikanischen Indianerstämmen u.v.a. zu beobachten. Das wettkampfmäßige Ringen als Form der sportlichen Betätigung lässt sich bis in die Urgesellschaft zurückverfolgen. Auch bei den Assyrern, Indern, Chinesen, Phöniziern und Ägyptern sind Überlieferungen bekannt, die beweisen, dass sie Ringen bereits wettkampfmäßig betrieben.

Antikes Griechenland

 

Die Anfänge des griechischen Ringkampfes werden auf Zweikämpfe in der mythischen Zeit zurückgeführt. So berichtet Homer in seiner Ilias von einem Ringkampf Odysseus mit Aias. Daraus geht hervor, mit welcher körperlichen Kraft, mit welchem Mut und taktischen Geschick bereits damals um den Sieg gekämpft wurde. Theseus, der Gründer Athens, soll das Ringen durch die Einführung von Regeln und Technikbeschreibungen zu einer Kunstfertigkeit entwickelt haben. Er war es auch, der die ersten Ringerschulen, die so genannten Palästren, in Athen gegründet hat. Die Bedeutung des Ringkampfes für die allseitige körperliche Entwicklung kommt auch darin zum Ausdruck, dass der Pentathlon, der Fünfkampf im alten Griechenland, durch den Ringkampf entschieden wurde. Damals wie heute gibt es Athleten, die sich durch eine überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit im Ringkampf auszeichneten. So wurde der Ringkämpfer Milan von Kroton, ein Schüler des berühmten Mathematikers Pythagoras, in der Zeit von 540 - 516 vor Christus sechsmal Olympiasieger.

Die Geschichte der Wettbewerbe im antiken Olympia beginnt 776 v. Chr. mit der 1. Olympiade. Als Begriff für die Leibesübungen benutzten die Griechen ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. das Wort "Gymnasia" (gymnos=nackt). Ursprünglich waren es junge Männer, die, meist nackt, ihre Leibesübungen betrieben. Zu den Wettkämpfen fanden auch Fackelläufe statt, die zur Erinnerung an das Überbringen des Feuers durch Prometheus veranstaltet wurden. Folgende Disziplinen wurden von der Olympiade ins Programm aufgenommen, der Fünfkampf bestehend aus Weitsprung, Lauf, Diskuswurf, Speerwurf und Ringen. Ringen war eine Disziplin des Fünfkampfes oder wurde als Einzeldisziplin ausgetragen. Es wurde weder in bestimmten Gewichtsklassen, noch mit zeitlicher Begrenzung gekämpft. Gewonnen hat derjenige, der zuerst seinen Gegner dreimal gestürzt hatte, so dass dieser den Boden mit der Schulter berührte. Wenn es unentschieden stand, wurde so- lange gekämpft bis es einen Sieger gab. Man konnte - bevor man ganz am Ende der Kräfte war - den Kampf abbrechen. Die Spartaner aber verachteten das Aufgeben. Wie beim Boxen hielten sie sich auch vom Ringen fern : Diese Sportarten war geächtet, lieber wollten sie mit Ehre im Kampf sterben, statt als Geächteter verjagt zu werden.

Antikes Rom

 

In das olympische Programm sind in der Zeit von 200 v. Chr. bis zum Ende der Spiele in römischer Zeit im Jahre 393 nach Chr. noch weitere des Sportes hinzugekommen, so z.B.: Pferderennen. Der Sport im antiken Rom beruht auf historischen Verbindungen zur griechischen Antike und auf eigenen Entwicklungen. Bezeichnend für diese Zeit waren die Gladiatorenkämpfe und Tierhetze als öffentliches Vergnügen. Die griechische Sportkultur hatte unter der teilweise Ablehnung der traditionsbewussten Römer zu leiden. So war den Römern die Nacktheit fremd, sie erschien ihnen als Anfang allen Lasters. Insgesamt erlebten die ursprünglich griechischen Wettkämpfe im 2. Jahrhundert n. Chr. einen Höhepunkt, waren jedoch durch die Verrohung und den Verfall ethnischer Grundlagen charakterisiert.

Die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die sich im Verlaufe eines Jahrtausends in Griechenland vollzogen, blieben nicht ohne Einfluss auf den Ringkampfsport. Während in der Blüte der griechischen Sklavenhaltergesellschaft, etwa um 400 v. Chr., der Ringkämpfer ein allseitig körperlich und geistig ausgebildeter Athlet war, trat unter dem Einfluss der Makedonier und Römer der Berufsringkämpfer als Muskelprotz hervor, der sich mit Schaustellungen zirkusartigen Charakters seinen Lebensunterhalt verdiente.

... von Griechenland über Italien nach Frankreich

 

Der Ringkampf als Zweikampfsportart kam von Griechenland über Italien nach Frankreich, wo er von den Kelten aufgegriffen und in ganz Europa verbreitet wurde. Im Mittelalter wurde besonders von Rittern das Ringen als Weiterführung des Fechtkampfes im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen betrieben. Von dieser Art des Ringkampfes berichtet sehr eindrucksvoll das Nibelungenlied. Die ersten Bücher über das Ringen, wie z.B. "Die Ringkunst" des Fabian von Auerswald (1539) wiesen darauf hin, dass der praktische Nutzen des Ringkampfes für den "Ernstfall" in der damaligen Zeit im Vordergrund stand. Den körperlerzieherischen Wert, der dem Ringen im Altertum beigemessen wurde, erkannten und entwickelten erst wieder die Philanthropen des 19. Jahrhunderts. So nahmen Basedow, Guts Muths, Vieth und Pestalozzi sowie der Begründer der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn, das volkstümliche Ringen in ihre Erziehungs- und Bildungspläne auf. Da aber nicht ein gleichzeitig ein festes Regelwerk entworfen wurde, kam es zu dieser Zeit auch nicht zu einer Weiterentwicklung des sportlichen Ringkampfes. In Südfrankreich wurden die Traditionen des griechischen Ringens wieder aufgenommen, und in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kristallisierten sich Begriffe und Art des Griechisch-Römischen Ringkampfes heraus. Der Franzose Doublier führte 1886 den so genannten Wälzstil ein, der den Standkampf ergänzte. Mit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 wurde auch der Ringkampf in das olympische Programm aufgenommen. Der Ringkampf der damals nur im Standkampf durchgeführt wurde, ähnelte dem heutigen "Schweizer Schwingen". Heute sind in den verschiedensten Ländern zahlreiche nationale Ringkampfsportarten bekannt und beliebt, von denen stellvertretend für viele das "japanische Sumo", der mongolische Adlerkampf, das "jugoslawische Pelivan", das "grusinische Tschadaoba", der "aserbashanische Gjülesch", der "usbekische Kusasch" der "iranische Gilaki" und der "spanische Geranches" genannt werden sollten.

Freistil- und Griechisch-Römischer Stil

 

In der engl. Grafschaft Lancashire entwickelte sich eine Stilart, die im Gegensatz zu den ursprünglichen keltischen Stilrichtungen keinerlei Beschränkungen bei den Grifftechniken kannte und deshalb Catsh-as-Catsh-Can genannt wurde. Um zu gewinnen, musste der Gegner mit den Schultern zu Boden gedrückt werden oder ihm zu einem Aufgabegriff gezwungen werden. Anfang vorigen Jahrhunderts entwickelte sich dann daraus ein für Amateurringsportler geeigneter Stil, bei dem keine Griffe erlaubt sind, die "Leib und Leben" gefährden. So wurden weder Würge oder Strangulationstechniken erlaubt, noch Hebeltechniken, die gegen die natürliche Bewegungsfreiheit der Gelenke gerichtet sind. Es ist zwar erlaubt, den Gegner aus dem Stand auf den Boden zu befördern.

Ein Sieg wird dadurch errungen, dass man die Schulter des Gegners auf die Matte drückt (Schultersieg). Falls es während der Kampfzeit keinem der Ringer gelingt, einen Schultersieg zu erlangen, entscheidet ein Punktesystem über Sieg oder Niederlage.